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St. Johanner Stadtbuch I

Dem Herausgeber des Stadtbuches und St. Johanner Kulturpreisträger Gerhard Moser ist es mit Hilfe vieler Co-Autoren gelungen, auf 448 Seiten die Geschichte St. Johanns von der Bronzezeit bis ins Jahr 2000 lebendig und bildreich darzustellen. Große Ereignisse, wie z.B. der Marktbrand oder Rückblicke auf die beiden Weltkriege finden in diesem Buch ebenso Platz wie Anekdoten und Stilblüten aus Gemeindeprotokollen. Schwerpunktmäßig beschäftigt sich Gerhard Moser im Stadtbuch mit dem bäuerlichen und bürgerlichen St. Johann und der Geschichte der Pfarrkirche. Aber auch Schule, Tourismus, Kunst und Brauchtum sind wichtige Themen. Das Stadtbuch enthält viele Fotos und Dokumente, welche es dem Leser/der Leserin leicht machen sollen, sich in die Geschichte St. Johanns zu vertiefen. Es ist ein Buch zum "Zurückschauen", lädt zum Erzählen und Austauschen von Erinnerungen ein.
Geschichte ist ein wesentlicher Bestandteil jeder Kultur. St. Johanns Geschichte zeigt die Entwicklung zu einer modernen, prosperierenden, jungen Bezirkshauptstadt.

Das Stadtbuch, erschienen 2005, erhalten Sie im St. Johanner Buchhandel Haidenthaler und Thalia sowie im Stadtgemeindeamt St. Johann zum Preis von € 36,--.

Kurze Leseproben aus dem Stadtbuch zum Schmökern

 

Der Hahnbaum
 Walter Frauenberger

 

 
 

Die Geschichte der St. Johanner Lifte beginnt im Jahr 1946. Einige Bürger waren es, die dem Ort jene wintertouristische Bedeutung erhalten bzw. wiedergewinnen wollten, die er vor 1938 als einer der fünf führenden Wintersportorte Österreichs gehabt hatte. Aber im Gegensatz zur Vorkriegszeit waren jetzt schon Aufstiegshilfen für die Schifahrer gefragt, und so wurde beschlossen, vom Hubangerl aus einen Lift auf den Hahnbaum zu bauen. Es wurde eine ganz einfache Sesselbahn. Die Leute saßen sich gegenüber, Stützen und Stationen waren aus Holz, ein alter Dieselmotor diente als Antrieb. Augenzeugen von damals berichten, dass die Bahn ausgerechnet anlässlich der feierlichen Eröffnung durch die örtliche Prominenz auf halben Weg stecken geblieben ist und der hochwürdige Herr Dechant abgeseilt werden musste. Da diese Bahn trotz eifrigen Bemühens nicht mehr in Bewegung zu setzen war, wurde sie kurzerhand wieder abgerissen. Der zweite Versuch auf gleicher Trasse folgte 1947, diesmal verstärkt durch Stahlteile und Stützen aus Wehrmachtsbeständen, die von den örtlichen Bauern mittels Rossfuhrwerken zu ihren jeweiligen Standorten gezogen wurden. Dieser Ein-Sessellift beförderte in den folgenden beiden Wintern doch etliche Schifahrer, bevor auch er wieder eingestellt werden musste. Ein Anfang, wenn auch wenig ruhmreich, war gemacht. Die Fortsetzung folgte im Jahre 1950. Der Österreich-Reporter des „Wochenecho“ meldete sich „aus dem Schneeloch St. Johann“ mit der bangen Frage: „Entsteht ein österreichisches Sun Valley?“ Der Grund derartiger Superlative war die Eröffnung des damals „modernsten Sesselliftes und des Sporthotels Hahnbaum mit allen denkbaren Bequemlichkeiten in einer Höhe von 1400 m“ am 22. Dezember 1950 durch Landeshauptmann Dr. Klaus und Bgm. Kappacher. Hans Kirchner, Besitzer des Terrassencafes in Linz hatte auf Betreiben des St. Johanners Emil Jirsch, Oberkellner in besagtem Cafe, Lift und Hotel in nur 4 ½ monatiger Bauzeit, und zum Großteil aus Eigenmitteln finanziert, fertiggestellt. Der oben zitierte Reporter schwärmte: „Die Fahrt mit dem Lift ist einfach wunderbar, man merkt es kaum, dass sich die Sessel bewegen, so leise und ohne Erschütterung gleitet man am Drahtseil dahin. Alle Schikanen, wie geräuschlose Gummilaufrollen, Stahlmasten, Kindergondeln, Fußraster, Tiefenstrahler für die Nachtfahrt machen ihn zur modernsten Anlage Österreichs.“ In der Stunde konnten bis zu 210 Personen befördert werden. Der Fahrpreis betrug S 3,50. Eine Summe, die den Zeitungsmann zur Bemerkung veranlasste, dass man sich allzu oft die Fahrt mit dem Lift im Besitze einer österreichischen Brieftasche nicht werde leisten können. Oben angekommen stellte derselbe fest: „Das Hotel – ein Minaturjagdschloss!“ Ehrengäste und Reporter waren sich einig: „Die Hauptstadt des Pongaues ist damit aus dem Aschenbrödeldasein unter den Wintersportplätzen wieder in den Vordergrund gerückt.“ Und auch für die Sommertouristen gab es ein Jahr später eine Attraktion – ein „Wasserbecken für Höhenschwimmer“ und eine, sommers wie winters gerne frequentierte Sonnenterrasse mit Liegestühlen

Brand zerstört den Markt St. Johann

 

Man schrieb den 31. Mai 1855, als in der Machkammer des Anton Sponnberger, dem Kasstecher (heute Leo Neumayergasse 4), zwei kleine Knaben mit Zündhölzern spielten und schließlich das brennende Hölzchen auf die herum liegenden Hobelspäne fallen ließen. Um halb zwei Uhr nachmittags läuteten bereits die Kirchenglocken Sturm, während aus dem Sponnbergerhaus dichter Rauch aufstieg. Rasch wurde die Bürger- und Gerichtsspritze in Tätigkeit gesetzt. Es schien, als ob die Lokalisierung des Brandes gelingen könnte. Doch die unzureichende Brandbekämpfung setzte diesem Vorhaben ein rasches Ende. Flammen schlugen aus dem Gebäude und der herrschende Südwind übertrug rasch das Feuer durch brennende Holzschindeln in die Nachbarschaft. Bald standen die angrenzenden Häuser des Oberbäcken, des Stiegenwirtes und des Seilers in Flammen. Es war noch nicht zwei Uhr nachmittags, als bereits die Annakapelle und kurz darauf die Kirche Feuer gefangen hatten. Die hintere Empore stürzte soeben zusammen, als der damalige Koadjutor Simon Aicher die Silbergeräte, die Paramente und einen Teil der Kirchenwäsche zusammenraffte und ins Freie rettete. Hier brannte bereits die Grabkreuze und das Gras das damals noch um die Kirche gelegenen Friedhofes. Aicher trug mit einigen Helfern das Ziborium und die Monstranze in das Haus des Bürgermeisters und Färbers Anton Höttl. Von der Kirchturmspitze flogen die brennenden Schindeln in Richtung Norden und setzten die Häuser der oberen Hauptstraße in Brand. Gegen halb drei Uhr änderte der bisher überaus heftig gegen Norden stürmende Föhn seine Richtung nach Westen. Dies hatte zur Folge, dass das Bräu- und Posthaus (da spätere Hotel Schiffer, heute Drogerie Drack) und dessen Nachbarobjekte ebenfalls ein Opfer der Flammen wurden. Bald standen die Häuser bis zum Gerichtsgebäude (heute Gendarmerie) in hellen Flammen. Die inzwischen aus allen Nachbargemeinden herbeigeeilten Feuerwehren konnten nur mehr wenig ausrichten. Es gelang schließlich nur aus verschiedenen Gebäuden Waren, Vorräte, Akten und Einrichtungsgegenstände zu retten. Zum Glück fiel um 9 Uhr abends ein schweres Gewitter ein, das bis gegen Mitternacht anhielt. Dessen ungeachtet brannten jedoch die großteils aus Holz errichteten Häuser bis auf die Grundmauern nieder. Selbst zwei Tage später meldete noch der Nachtwächter dem Kommandanten der Gerichtsspritze, dass das Salitererhaus hellauf brenne…